Crash
haben Sie Angst vor dem, was angeblich auf uns zu kommt? – Es sind so viele, die sich derzeit zu Wort melden, um gute Ratschläge zu geben, wie man sein Geld anlegen sollte, damit es nicht bei einer bevorstehenden Währungsreform oder galoppierenden Inflation verfällt, wie man sich am besten auf die Auswirkungen der Sonnen-Eruptionen einstellen solle, wie man die Qualität der Konstellation Pluto im Steinbock in seinem persönlichen Leben umsetzen könne, was im Zusammenhang mit den Weissagungen zu dem möglichen Welt-„Crash“ in 2012 zu beachten sei. –
Meine Feststellung ist, dass wir tatsächlich in einer bemerkenswerten Umbruchphase sind. Immer gibt es Veränderungen, immer gibt es Transformation, aber im Moment spitzt es sich zu, dass vieles, was wir als gesichert annahmen, ins Trudeln kommt, sich überholt hat und stirbt. Wenn parallel dazu schon erkennbar wäre, was an diese Stelle treten will und kann, wäre die Krise sicherlich nicht so gravierend. Doch wir befinden uns vielfach in einem Zustand der Leere – und das ertragen wir nicht oder zumindest nur sehr schwer.
Wir vergleichen mit dem, was wir an Werten verschiedenster Art gegenüber heute hatten, wir vergleichen unsere Errungenschaften mit denen anderer Länder und Völker, wir vergleichen, welche Unterschiede im Einkommen der Reichen, die im kapitalistischen System Geld mit Geld machen können, zu dem der Masse der Bevölkerung gegeben sind.
Dieses Vergleichen führt aber immer auf den Holzweg. Konkurrenzdenken verspannt, fördert die Leere in uns und entzieht uns dem wachen Erleben des Augenblicks. Es bleibt einem nichts, als ans Vergangene oder Verlorene zu denken, das nicht mehr ist, oder sich eine Zukunft auszumalen, die noch nicht ist. So etwas führt in den Wahnsinn, den wir gerade erleben. – Wie in allem ist aber auch hier die Wirkung zweifach möglich: entweder bedeutet es, den Verstand zu verlieren oder es ist die Gesundung des Verstandes, was bedeutet, man kann das Denken ein Stück weit hinter sich lassen und seiner Intuition im Hier und Jetzt vertrauen. Dann kann dir dein Kopf nicht mehr einreden, dass es dir nicht mehr reicht, dass du benachteiligt seiest, ungeliebt oder sonst irgendetwas. Wenn du alles, was du hast, von Herzen teilst, vergisst du das Vergleichen, vergisst du das Denken in Zahlen.
In meinem Leben war ich immer angehalten zu verstehen, dass sogar Überfluss erzeugt wird, wenn ich in meiner Umgebung – insbesondere im Johanniterhof – das Gefühl der Fülle herzustellen vermochte und dies mit anderen zu teilen verstand. Denn es geht doch nie darum, mit dem Teilen zu warten, bis wir von allem mehr als genug haben.
Was immer ich getan habe – im Johanniterhof, im Centro – ich habe es mit Liebe getan. Es hat mir Freude gemacht. Meine Frau und meine Kinder, dazu meine Freunde, gaben mir die Rückenstärkung, mich allen liebevoll zuwenden zu können, den zu uns Kommenden Würde zu verleihen und ihren Stolz wieder zu wecken: auf das, was ihre individuellen Fähigkeiten sind.
So bleibt mir ein persönliches Fazit zum Erleben in dieser Krisenzeit, das vielleicht auch deines sein kann:
Die Formen ändern sich laufend, aber nicht die Substanz! –
So könnten wir alle gemeinschaftlich entspannen, loslassen von negativen Gedanken, vertrauen, uns hingeben an das Leben, lieben und die Veränderungen akzeptieren. Das würde uns froher und gelassener machen.
Dabei geht es nicht darum, dass wir anfangen zu schauspielern und lächeln, obwohl wir im Elend sind, vielleicht Schmerzen und Qualen erleiden. Doch wir können in uns beschließen, mit dem, was wir haben, uns freudvoll zu arrangieren; ansonsten werden wir depressiv und verkriechen uns in irgendeinem Winkel unseres So-Seins.
Wenn wir dann eines Tages alle Erfahrungen mit Aufs und Abs gesammelt haben, und nicht mehr willentlich ein Ziel zu erreichen suchen, sondern uns an das Unabänderliche aller Geschehnisse hinzugeben bereit sind, finden wir vielleicht zu jener Erkenntnis, wie sie Buddha nach all seinen Anstrengungen, die richtige Einstellung zu sich und der Welt zu finden, verinnerlichte. Ihm wird Folgendes in den Mund gelegt: „Ich habe der Welt entsagt. Ich habe meinem Königreich entsagt. Heute entsage ich nun auch noch jeglicher Willensanstrengung – ja, sogar dem Wunsch die Wahrheit zu finden. Ich bin todmüde, so tief enttäuscht, dass dies meine zweite Entsagung ist.“
Jede nicht gelebte Erfahrung wird uns nachhängen. Also lassen Sie uns auf jeden Fall ganz bewusst diese Zeiten durchleben und die darin zu machenden Erfahrungen total annehmen. Dann – und nur dann – lösen sie sich in Luft auf. Sie werden zu verarbeiteter Vergangenheit. Unabgeschlossen bestehen sie fort, quälen und verfolgen uns und steigen dann irgendwann später als unbewältigte Vergangenheit wieder auf.
Wenn wir jetzt die zu machenden Erfahrungen umgehen, nicht wirklich mit aller Leidenschaft leben, sondern uns halbherzig verdrücken, wird uns die Zukunft erst recht Angst machen. Unsere Wirklichkeit ist die Gegenwart!